Deutsch-Luxemburger Kulturgeschichte

 

EIGENTÜMER Familie Paul Schroell (21.8.1879 - 20.4.1939)

+ Der Verleger Paul Schroell aus Esch/Alzette erwarb das Haus Anfang 1928. So jedenfalls ist es der Zeitung "L'Indépendance Luxembourgeoise*" vom 15. März 1928 zu entnehmen: (aus dem französischen übersetzt: "Immobilienchronik: Das Haus, gelegen an der Ecke Victor-Hugo-Straße und Henri VII-Straße,  in dem sich früher die deutsche Gesandschaft befand, wurde im Einvernehmen von Herrn Paul Schroell, ehem. Inhaber des "Escher Tageblatt" erworben. "

Dieser bezog es mit Ehefrau Jeanne Schmitt, sowie den beiden Töchtern Alice und Gaby.

Bereits 1933 versuchte Paul Schroell das Haus wieder zu verkaufen und inserierte in das "Escher Tageblatt*" vom 23. Oktober 1933:(aus dem französischen übersetzt: "Öffentlicher Verkauf einer schönen Villa mit Nebengebäuden gelegen Luxemburg-Limpertsberg.....Eine schöne Villa, zweigeschossig, mit kleinem vorgelagertem Garten, Keller, Dachgeschoss und Hof, wunderbar gelegen in Luxemburg-Limpertsberg, Avenue Victor Hugo No, 34, das die Ecke dieser Straße mit der Rue Henri VII bildet, alles auf einer Fläche von 2 Ar 32 centiar. Dieses sehr gemütliche Haus, in perfektem Zustand, befindet sich gegenüber einer Straßenbahn-Haltestelle, gegenüber der Grundschule, der Industrie- und Wirtschaftsschule, sowie der zu bauenden großen Expo-Halle. Es beinhaltet: im Erdgeschoss: Eingangshalle mit Terasse, Büro, Esszimmer, Küche und WC; im ersten Obergeschoss: Büro mit Balkon, 3 Schlafzimmer und WC; im 2. Obergeschoss 4 Zimmer und Bad .... Eine evt. Garage kann leicht in die geräumigen Keller eingebaut werden. - Kanalanschluss, Gas und Strom -  Die vorliegende Immobilie würde sich hervorragend für Direktoren, Verwaltungschefs, Professoren, usw. anbieten. Gute Geldanlage ....."

Ein Angebot von lediglich 300.000 Franken bewegte Schroell allerdings nicht zum Verkauf.

Das obige Bild ist dem Escher Tageblatt* vom 21. April 1939 entnommen. In diesem Artikel unter der Überschrift "Paul Schroell im Memoriam" geht die von ihm gegründete Zeitung einen Tag nach seinem Tod auf sein Lebenwerk ein.

Es mag ein kleiner Trost für Paul Schroell gewesen sein, der in der Zeit des ersten Weltkriegs viel unter der deutschen Besatzung in Luxemburg gelitten hatte (Haft 8/1914 und anschließende Flucht), dass er die Aufmärsche der Nazis wenige Meter vor seiner Haustür drei Jahre nach seinem Tode nicht mehr miterleben musste. Die nachfolgenden Bilder sind dem Fonds Schroell in den Jahren 1940-1945 (ANLux, FD-029-07 Histoire d'une famille (suite), 1940-1943 sowie ANLux, FD-029-08 Déportation de la famille en Silésie, 1943-1945) des Luxemburger National-Archivs entnommen. Sie zeigen u.a. die Zwangsbeflaggung der Immobilie durch "Gielemännchen" und Hitlerjugend am 16. August1942.

Seiner Frau Jeanne Schmitt und den beiden Kindern Gaby und Alice Schroell blieb dieses schwere Los nicht erspart. Da die drei Familienmitglieder u.a. einer jüdischen Familie Unterschlupf gewährten, wurden sie am 14. Mai 1943 nach Schlesien verschleppt, wo sie nacheinander die Deportationslager Mittelsteine, Schwarzbach, Schlauphof, Marklissa, Berthelsdorf, Boberstein Hebertsfelden und Bobingen passierten mussten. In Schlesien mussten sie Zwangsarbeit in Fabriken leisten, so z.B. ohne Schutzmasken Glas für Panzer zurechtschneiden. Erst am 6. Mai 1945 konnten sie nach Hause zurückkehren. Was mit der vorliegenden Immobilie zwischen Mai 1943 und Mai 1945 passierte, ist nicht bekannt. 

Jeanne Schroell-Schmitt starb am 8. Juni 1958. Ihre Todesanzeige in der lokalen Presse wies auf ihre schwere Zeit in beiden Weltkriegen hin.

Weitere Informationen erhalten Sie auch unter: https://lb.wikipedia.org/wiki/Paul_Schroell oder https://ww1.lu/collection/item/1885?lang=de

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* Quelle: www.eluxemburgensia.lu